Die alte Apotheke von Palanga
Die Geschichte dieses beeindruckenden Holzgebäudes begann bereits 1827, als der aus Riga stammende Deutsche Wilhelm Johann Griuning eine der ältesten Apotheken Litauens gründete. Der Gründer der Apotheke patentierte die Herstellung des originellen Kräuterextrakts „Trejos devynerios“ aus 27 Heilkräutern. Die Besitzer der Apotheke in Palanga im 19. und frühen 20. Jahrhundert, Vater und Sohn Griuningai, wurden während der Zeit der Pressezensur für ihre Loyalität gegenüber Litauen bekannt: Sie druckten Rezepte und Medikamentenetiketten auf Litauisch.
1910 kaufte der deutsche Apotheker Vilhelmas Bertingas die Apotheke, die 1923 an seinen Sohn Oskaras Aleksandras Bertingas vererbt wurde. 1937 gehörte die Apotheke den Nachkommen von O. A. Bertingas. Um 1938 wurde das Apothekengebäude an Zigmas Bagdonavičius vermietet. Von 1940 bis 1944 befand sich im Saal des Nordflügels eine Bibliothek. Von 1944 bis 1951 wurde das Gebäude zweckentfremdet genutzt: Es war Sitz des NKWD (Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten). Diese historische Tatsache ist auf einer Gedenktafel auf einem Steinsockel an der rechten Seite der Hauptfassade des Gebäudes verewigt. Im Hof der Apotheke wurde 1988 ein Kreuz für die Deportierten errichtet, dessen Schöpfer Albertas Žulkus war. Nach dem Krieg änderte sich der Status der Apotheke – sie wurde zu einem staatlichen Unternehmen.
Nach den Umbauten in den 1960er und 1970er Jahren wurde die Apotheke auch im südlichen Teil des Gebäudes eingerichtet. 1992 wurde das Gebäude als regional bedeutendes Kulturgut eingestuft. Bis heute wird das Gebäude gemäß seiner ursprünglichen, historisch gewachsenen Funktion als Handels- und Wohngebäude (im südlichen Teil des Hauses) genutzt.